Kreuzbandriss

1. Was ist ein Kreuzbandriss?

Das Kreuzband besteht aus zwei sich kreuzenden Anteilen, dem vorderen Kreuzband (VKB) und dem hinteren Kreuzband (HKB). Beide unterscheiden sich in ihrer Hauptfunktionalität, bilden aber zusammen das „Stabilitätszentrum“ unseres Kniegelenks. Das hintere Kreuzband ist das stabilste Kniegelenksband und verläuft vom hinteren Schienbeinplateau nach vorne zur medialen Oberschenkelkondyle. Zentrale Funktionen des HKB sind die Verhinderung der „hinteren Schublade“ (also das unter Beugung nach hinten gleitende Schienbein), die Begrenzung der Überstreckung und die Hemmung der Innenrotation des Kniegelenks (zusammen mit dem VKB)

Das zweitkräftigste Band im Knieglenk ist unser vorderes Kreuzband, welches von der inneren Seite der äußeren Oberschenkelkondyle zur Vorderseite der Schienbeinmitte verläuft. Die Hauptfunktionen des VKB beinhalten die Verhinderung der „vorderen Schublade“ (Verschiebung des Schienbeins im Gegensatz zum Oberschenkel nach vorne) und die Begrenzung der Innenrotation bei Beugung. Zudem unterstützt der vordere Anteil des Kreuzbandes die Verhinderung der Überstreckung des Kniegelenkss (zusammen mit dem HKB). Aufgrund der propriozeptiven Eigenschaften besitzt das VKB große mechanische Bedeutung für die Kinematik und Stabilität des Kniegelenks – entsprechende negative Folgeerscheinungen einer Ruptur bedeuten deshalb langfristig nicht selten schwere degenerative Veränderungen (z.B. Knorpelschaden).

Grundsätzlich kann sowohl das vordere, als auch das hintere Kreuzband bei jeweiliger (kurzzeitiger) Überlastung Schaden nehmen. Hierbei ist eine teilweise oder komplette Ruptur des jeweiligen Bandes – oder beider Bänder möglich. In der Realität sind jedoch deutlich mehr Verletzungen am VKB zu verzeichnen, was auf die entsprechend geringere Stabilität des vorderen Kreuzbandes und die Anfälligkeit bei Rotationsbewegungen zurückfällt.

2. Wie entsteht ein Kreuzbandriss?

Hinsichtlich der Entstehungsursache muss grundsätzlich zwischen dem Riss des vorderen und dem des hinteren Kreuzbandes unterschieden werden. Die häufigere Ruptur des VKB entsteht klassischerweise durch eine Verdrehung des Unterschenkels im Gegensatz zum Oberschenkel und kann in Kombination mit Scherkräften durch direkte oder indirekte Gewalteinwirkung begünstigt werden. Dieser Vorgang geschieht meist bei eher dynamischen Sportarten, wobei beispielsweise Körpertäuschungen, (einbeiniges) Landen nach einem Sprung und ein fixierter Fuß bei gleichzeitiger Beinrotation eine Ruptur des vorderen Kreuzbandes bedeuten. Desweiteren können Schäden am vorderen Kreuzband durch Überbeugungen des Kniegelenks, sog. Hyperflextionstraumata entstehen.

Neben den genannten äußeren Faktoren einer VKB-Verletzung – bedingt durch die Bewegung bzw. Sportart – spielen ebenso innere/persönliche Risikofaktoren eine wichtige Rolle. So können genannte Extrembelastungen durch eine entsprechende körperliche (und mentale) Fitness besser abgepuffert werden, wohingegen ein untrainierter Körper eher anfällig für (vordere) Kreuzbandrisse ist – speziell bei bereits eingetretener Ermüdung. Obwohl das Risiko einer Verletzung mit zunehmendem Alter ebenfalls steigt, lässt sich dem mit regelmäßigem und gezieltem Training entgegenwirken. 

Eine Verletzung des hinteren Kreuzbandes geschieht im Vergleich zur der des vorderen Kreuzbandes deutlich weniger oft. Es bedarf einer hohen äußeren Krafteinwirkung, welche von vorne auf das gebeugte Knie passiert – und damit die „hintere Schublade“ beansprucht. Diese Art der Verletzung wird u.a. „dashboard injury“ genannt, da es v.a. bei Verkehrsunfällen zu einer solchen Gewalteinwirkung bei gebeugten Knien (sitzende Position) von vorne durch das Amaturenbrett (dashboard) kommt. Zudem können hintere Kreuzbänder durch Hyperextensionstraumata, d.h. einer Überstreckung des Knies geschädigt werden. 

3. Wie äußert sich ein Kreuzbandriss?

Ein potentieller Kreuzbandriss kann nur medizinisch sicher festgestellt werden. Hierbei wird zunächst die „vordere“ (VKB) bzw. „hintere Schublade“ (HKB) physich getestet, bevor eine erweiterte, bildgebende Untersuchung (z.B. MRT) mehr Aufschluss  gibt. Die persönlichen Symptome reichen dabei von leichten bis massiv plötzlichen Schmerzen beim eigentlichen Unfallereignis und können durch nachfolgende Ergüsse oder Hämatome begleitet werden. Ein „dickes Knie“ gepaart mit einer eingeschränkten Bewegungs- und Belastungsfähigkeit sind typische Anzeichen.  Im weiteren Verlauf bedeutet der Riss des vorderen und/oder hinteren Kreuzbandes in den allermeisten Fällen ein subjektives Instabilitätsgefühl, welches in bestimmten Situationen wahrgenommen wird – durch den (teilweisen) Riss des entsprechenden Kreuzbandes können bestimmte Bewegungen nicht mehr im gleichen Maß bandtechnisch unterstützt werden. Eine Vermeidung entsprechender Situationen und eine muskuläre Kompensation helfen zwar kurzfristig, stellen langfristig aber ein hohes Risiko für Folgeschädigungen dar.

4. Wie wird ein Kreuzbandriss behandelt?

Die Behandlung vom Kreuzbandrissen erfordert in jedem Fall eine physiotherapeutische und persönliche Behandlung – in vielen Fällen erfolgt diese als Nachbehandlung eines vorgelagerten operativen Eingriffs. Je nach Ausmaß der Verletzung und individuellen Faktoren des Betroffenen wird nach einem diagnostizierten Kreuzbandschaden über das weitere Voregehen und eine mögliche OP entschieden. Dementsprechend bedeutet ein Kreuzbandriss nicht automatisch einen operativen Eingriff – in den letzten Jahren mehren sich sogar Fälle, in welchen sich bewusst gegen eine OP und für eine proaktive Steigerung der körperlichen Umstände entschieden wird, um das Knie auch mit (an-)gerissenem Kreuzband langfristig zu schützen.

Sowohl für die Ausheilung eines vorderen, als auch eines hinteren Kreuzbandrisses ist der Erhalt der Beweglichkeit des Kniegelenks sehr wichtig. Eine Ruhigstellung erfolgt nur direkt im Anschluss an eine OP oder der eigentlichen Verletzung und wird dann bald als möglich ggf. unterstützt von Bewegungsschienen abgestellt. Ist die Mobilitätsbasis mit ausreichend Bewegung und Beweglichkeitsübungen geschaffen, können Kräftigungsübungen unterstützt von Koordinationseinheiten langsam intensiviert und gesteigert werden. Ziel hierbei ist, dass die sensorischen (propriozeptiven) Fähigkeiten des Kniegelenks wieder aktiviert und weiter optimiert werden. Eine gesteigerte Muskelkraft schützt das Knie vor Überlastung und trägt zur Durchführung gelenkschonender Bewegungen bei. 

Wichtige Muskelpartien sind bei einem vorderen und hinteren Kreuzbandriss der vordere und hintere Oberschenkelmuskel (inkl. aller Anteile), die Gesäßmuskulatur und die Wadenmuskulatur. Hierbei soll eine Kräftigung der hinteren Oberschenkelmuskulatur besonders bei einem Riss des VKB (Verhinderung der „vorderen Schublade“) wichtig sein, wohingegen eine Kraftsteigerung der vorderen Oberschenkelmuskulatur vor Allem bei einer Ruptur des HKB (Schutz der „hinteren Schublade“) zu forcieren ist. Mit Hilfe von Eigenkörpergewichtsübungen und ggf. zusätzlichem Kleinequipment kann dieser Kraftaufbau selbstständig von zu Hause aus umgesetzt werden und bedarf keinen größeren Fitnessgeräten.

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